CARTAGENA - BARANQUILLA - SANTA MARTA
CARTAGENA
Nach dem spätnächtlichen Einlaufen in den Hafen von Cartagena verliessen wir am Morgen früh das Segelboot, verabschiedeten uns von der Crew und den Mitseglern und machten uns auf den Weg in das fünfte Land unserer Reise.
Da es noch zu früh war, um im Hostel einzuchecken, deponierten wir das Gepäck im Hostel und erkundigten anschliessend die Umgebung zu Fuss. Durch das Zusammenspiel von moderner Architektur und alten Bauten im Kolonialstil in Kombination mit dem karibischen Charme, strahlte diese Stadt von Anfang an eine besondere Anziehung auf uns aus. Wir spazierten zur ummauerten Altstadt und liessen das bunte Leben in Cartagena auf uns wirken. Am Nachmittag gingen wir weiter in das benachbarte Stadtviertel Getsemani, auch bekannt als das Künstlerviertel von Cartagena. Unzählige Wandmalereien, Strassenkünstler, Tänzer sowie gemütlich eingerichtete Restaurants, Bars und eine Vielzahl von leckeren Streetfoodständen machen das Viertel besonders sehenswert und einzigartig.
Für den darauffolgenden Tag buchten wir eine Free Walking Tour. In den grösseren Städten haben wir diese Art der Stadterkundung äusserst schätzen gelernt, man erhält in Kürze viele spannende Einsichten von ortskundigen Personen mit nützlichen Tipps und Tricks und kann sich so schnell einen Überblick verschaffen. Am Vormittag um 10.00 Uhr ging es los in das "coolste Viertel von Kolumbien", wie die Tourführerin Kayla das Viertel Getsemani immer liebevoll nannte. Zum Start führte der Weg einmal quer durch den grossen Centario Park. Zu unserer Überraschung leben hier sogar Faultiere und wilde Lisztäffchen, eine Affenart, die ausschliesslich im nordwestlichen Teil von Kolumbien vorkommt. Damit haben wir mitten in einem Stadtpark definitiv nicht gerechnet, war aber süss anzusehen.
Weiter ging es in das farbenfrohe und lebhafte Viertel Getsemani. Kayla hatte während der Tour viele Informationen über die Gegend und die Erklärungen und Hintergründe zu den jeweiligen Wandmalereien waren äusserst spannend. So hat sie uns zum Beispiel den Unterscheid von "Murals", gemalt mit Pinsel und "Graffiti", gesprüht mit Spraydosen, erklärt. Zum Abschluss brachte sie uns noch ein paar Tanzschritte des traditionellen kolumbianischen Champeta bei. Als es nach einem Übungsdurchgang zu regnen anfing, wurde die Tanzlektion abrupt beendet, worüber einige Tourteilnehmer nicht ganz unglücklich schienen. 😉
BARANQUILLA
Die Heimatstadt der Sängerin Shakira. Wir haben diese Stadt ausschliesslich aufgrund der geografischen Lage zwischen Cartagena und Santa Marta als Shoppinghalt eingeplant. Da ab nun unsere bevorstehenden Destinationen etwas mehr Gebirge/Wandern und etwas weniger Strand/Baden beinhalten werden, mussten (leider) einige Kleidungsstücke unserer Garderobe ausgetauscht werden. Da der Platz in unserem Kleiderschrank, auch bekannt als unsere Trekkingrucksäcke, äussert begrenzt ist, haben wir seit Beginn unserer Reise die Regel aufgestellt, dass sobald etwas Neues gekauft wird, etwas Altes weg muss. Hat bisher erstaunlich gut funktioniert, wenn man beim Tausch von einem Tanktop zur Daunenjacke ein Auge zudrückt.
Da wir abgesehen von den Shoppingmöglichkeiten ohne Recherchen oder grossen Erwartungen in Baranquilla ankamen, überraschte uns die Stadt besonders positiv. Die Stadt zeigte sich als gepflegte, moderne Stadt mit unzähligen riesigen Shoppingmalls und wir fühlten uns von Anfang an wohl hier.
SANTA MARTA
Die am 29. Juli 1525 gegründete Stadt Santa Marta ist die älteste Stadt Kolumbiens und vermutlich die älteste durchgehend besiedelte Stadt von Amerika und befindet sich ebenfalls an der Karibikküste. Zufällig überschnitt sich unser Aufenthalt mit der dreitägigen Feier zum 497. Jährigen bestehen der Stadt, das Jubiläum wurde kräftig gefeiert, mit Karnevalartigen Umzügen, Livemusik und vielen Partys.
Für uns war Santa Marta aber hauptsächlich der optimale Ausgangspunkt für diverse Aktivitäten in der Region, unter anderem das bekannte Lost City Trekking sowie den Tayrona Nationalpark. Aus diesem Grund buchten wir ein Hostel, bei dem wir unsere grossen Rucksäcke während den Mehrtageswanderungen problemlos lagern konnten.
Online haben wir in einigen Blogs gelesen, dass der Ort zwar praktisch, aber nicht besonders sehenswert sei. Nachdem wir durch die historischen Gassen geschlendert sind, eine unglaublich intensive Tasse Kaffee, der von den Hängen der am Horizont ersichtlichen Bergen der Sierra Nevada stammt bzw. ein Smoothie genossen haben, sind wir definitiv anderer Meinung. Den Santa Marta hat Charme und wir kehrten zwei weitere Male hierhin zurück.
LOST CITY TREKKING
Auf dieses Trekking freuten wir uns schon sehr lange, und die Vorfreude gipfelte, als wir das Trekking vor Ort in Santa Marta buchten und die Bestätigung erhielten, dass es in zwei Tagen losgeht. Es handelt sich dabei um eine Mehrtageswanderung zur verlorenen Stadt mitten durch den Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta und durch Gebiete und Siedlungen der lokalen indigenen Bevölkerung. Zur Stadt führt keine Strasse, kein Hafen, kein Flugplatz, kurzum kein Transportmittel und somit kommt man nicht drum herum, die gesamthaft 52 Kilometer zu Fuss zurückzulegen. Dies hat für uns jedoch einen Grossteil zum Reiz dieses herausfordernden Abenteuers beigetragen. Und dies zeigt sich auch in den Besucherzahlen, pro Tag wird die Ciudad Perdida gerade mal von ungefähr 70 Touristen aufgesucht, im Verhältnis zu anderen Ruinen wie Machu Picchu oder Chichen Itza, ist das nahezu ausgestorben.
Am Morgen um 07:50 Uhr, 10 Minuten vor der vereinbarten Abholzeit, wurden wir vor dem Hostel in Santa Marta abgeholt. Nachdem der Chauffeur zusätzliche Tourteilnehmer aufgeladen hat, wurden wir beim Büro des Touranbieters abgeladen und nach dem das Administrative erledigt war, folgte die Bekanntgabe der Gruppeneinteilung. Insgesamt gab es 34 Teilnehmer. Da die maximale Anzahl Teilnehmer auf exakt 16 Personen festgelegt war, gab es zwei 16er Gruppen und eine 2er Gruppe. Wer hat mal wieder eine Privattour erhalten, ohne diese gebucht zu haben? Genau, wir!
Die Logik hinter dieser Gruppeneinteilung erschliesst sich uns zwar bis heute nicht, und zuerst waren wir darüber ein wenig irritiert. Im Nachhinein empfanden wir es jedoch als perfekt, wir hatten viele Vorteile als kleinste Gruppe und keine Nachteile, da wir die Mahlzeiten und die abendlichen Informationsveranstaltungen trotzdem immer gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden hatten. Nachdem unser ausschliesslich spanisch sprechender "Privatguide" Eucario sich uns vorgestellte hatte, wurden wir mit dem Offroader in das abseits gelegene Dorf El Mamey gefahren, dort endete die Schotterstrasse und nach einem reichhaltigen Mittagessen und der Erklärung über die kommenden vier Tage startete das Abenteuer Lost City nun endgültig.
Eucario begeisterte bereits auf den ersten Metern mit viel Fachwissen rund um die Region der Sierra Nevada und wie er uns später erzählte, arbeitet er bereits seit 16 Jahren für diesen Tournanbieter und war zuvor vier Jahre bei archäologischen Ausgrabungen in der Lost City tätig. Die erste Tagesetappe dauerte ungefähr vier Stunden und ging hauptsächlich bergaufwärts. Bereits beim ersten Anstieg kamen wir aufgrund der Hitze und der unglaublich hohen Luftfeuchtigkeit mächtig ins Schwitzen, da lag definitiv kein Sonntagsspaziergang vor uns. Glücklicherweise gab es auf der ganzen Wanderung ca. alle 1.5 Stunden kleine, von der lokalen Bevölkerung geführte Shops, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Kurz vor 17:00 Uhr und somit noch bei Tageslicht erreichen wir das Tagesziel Camp Alfredo.
Nach einer kalten Dusche und einem leckeren Abendessen ging es über zum Abendprogramm. Tiger, ein lokaler Tourguide der anderen Gruppe, erzählte uns enorm interessante Einblicke aus seiner Vergangenheit und die Geschichte der Wiederentdeckung der verlorenen Stadt. Alleine damit könnten wir einen ganzen Blogbeitrag füllen, so spannend fanden wir es! Um es nicht allzu lang zu halten oder zu viel zu verraten, folgt bereits hier unsere Empfehlung, nach Kolumbien zu reisen und das Lost City Trekking ins Reiseprogramm zu integrieren. 😊 Nach abschliessender Kurzinformation zum nächsten Tag legten wir uns früh in das doch ziemlich unbequeme Bett. Wir waren jedoch so erschöpft, sodass wir trotzdem rasch tief und fest schliefen.
Um 05:00 Uhr war Tagwache und Eucario begrüsst uns bereits wenige Minuten später, während wir noch am Packen waren, bei unseren Betten und brachte uns Tee und Kaffee. Eine willkommene Überraschung und ein Luxus, der bestimmt nur dank unserer kleiner Gruppengrösse möglich war. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt haben, wanderten wir kurz vor 06:00 Uhr los. Am Tag 2 lagen insgesamt 15 km auf dem Plan. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichten wir ein Dorf des Volkes Wiwa, wo uns ein Dorfmitglied Einblicke in den Tagesablauf und die Traditionen des indigenen Stammes gewährte. Sehr eindrücklich, wie die Menschen hier Abseits von moderner Technologien scheinbar glücklich leben. Insgesamt sind im Sierra Nevada Gebirge vier indigene Völker beheimatet, neben den Wiwa gibt es die Völker Kogis, Arhuaco und Asario.
Um 10:00 Uhr erreichen wir das Camp Mumake, wo uns zur Abkühlung ein Bad im erfrischend kalten Fluss Buritaka und das Mittagessen erwarteten. Frisch gestärkt und etwas abgekühlt ging es weiter mit der zweiten Etappe des Tages, 3 Stunden den Berg hinauf. Am Nachmittag erreichte uns der Regen. Aufgrund der Hitze und der Anstrengung war dies jedoch nicht unerwünscht und sorgte für eine angenehme Abkühlung. Trotz vorhandener Regenschutzhülle für die Rucksäcke sorgten wir uns um unsere Kameras. Doch unser Guide Eucario wusste Abhilfe zu schaffen und packte unsere Rucksäcke zusätzlich in Abfallsäcke und riss geschickt zwei Löcher für die Träger ein. Dank den zwei Schichten blieb im Rucksack alles trocken. Von unseren Kleidern und Schuhen, die wir anhatten, konnte man dies nicht behaupten, den es regnete in Strömen. Nach wenigen Minuten waren wir an dem Punkt angekommen, an dem wir nicht mehr nässer werden konnten. Wo wir zu Beginn noch sorgsam darauf achteten, nicht in den Schlamm oder bei den Bachüberquerungen nicht ins Wasser zu stehen, liefen wir nun wie kleine Kinder extra hindurch, denn es spielte ja keine Rolle mehr, wir waren schon so nass es nur ging und das machte uns richtig Spass! Um 15:15 Uhr erreichen wir das Camp Paraiso Teyuna und somit das Ziel von Tag 2. Als Zvieri wurde uns frisches Popcorn serviert, wär hätte gedacht, dass dies im Dschungel als Snack serviert wird. Nachdem wir ein weiteres äusserst leckeres Nachtessen erhielten, legten wir uns erschöpft und müde noch vor 20:00 Uhr schlafen.
Tag 3, der grosse Tag, denn heute stand die Ciudad Perdida auf dem Programm. 45 Minuten Wanderung und 1200 Treppen trennen uns noch von der Ruinenstadt. Da wir nur zu zweit in unserer Gruppe waren, hat uns Guide Eucario am Vorabend unbemerkt mitgeteilt, dass wir früher losgehen als alle anderen, damit wir die Lost City für einen Moment für uns ganz alleine haben. Wir wanderten also bereits um 05:32 Uhr los, knapp 30 Minuten vor allen anderen. Die 1200 steilen Treppen waren anstrengend und äussert schweisstreibend. Wir dachten noch, dass es so früh am Morgen nicht allzu heiss ist und daher vielleicht nicht so anstrengen sein wird. Da haben wir uns mächtig getäuscht. Aber es hat sich gelohnt, oben angekommen waren wir die Ersten und hatten den wunderschönen Ausblick für einen Augenblick komplett für uns alleine.
Nach einer spannenden Führung durch die Ruinen war es nach drei Stunden soweit, dass wir wieder umkehren mussten. Im Anschluss machten wir uns auf den Rückweg zurück nach El Mamey. Wir übernachteten im Camp Mumake und wanderten am letzten Tag wie gewohnt um 06:00 Uhr los. Kurz nach 12.00 Uhr am Tag 4 erreichten wir El Mamey und unsere Tour wurde mit einem leckeren Mittagessen und wohlverdienten Bier beendet. Müde und voller begeisternden Erfahrungen und Eindrücke fuhren wir zurück nach Santa Marta zum Hostel, in dem unser Gepäck eingelagert war. Den darauffolgenden Tag erholten wir uns von den Strapazen und den vielen Moskito Stichen und liessen den Tag gemütlich an uns vorbeiziehen.
TAYRONA NATIONALPARK
Nach (nur) zwei Tagen Erholung in Santa Marta stand für uns bereits die nächste Zweitageswanderung auf dem Programm. Mit dem öffentlichen Bus und unseren kleinen Tagesrucksäcken fuhren wir in den eineinhalbstunden entfernten Tayrona Nationalpark. Im Vorhinein haben wir bereits unsere Übernachtungsmöglichkeit reserviert, wir entscheiden uns für die abenteuerlichen, aber sehr budgetfreundlichen Hängematten im Cabo San Juan Camp. Die Wanderung bis zum Camp war leider nicht so entspannt, wie wir uns es erhofft haben. Noch die Stille und Ruhe vom Lost City Trekking gewohnt, erschlug es uns fast von den Menschenmassen im Tayrona Nationalpark. Wir begegneten einer Touristengruppe nach der anderen. Als wir ungefähr um 14:00 Uhr im Cabo San Juan Camp eintrafen, waren wir froh, dass wir eine Reservation hatten, denn die Hängematten waren bereits alle ausgebucht und auch das Restaurant im Camp war überfüllt mit Touristen. Wir suchten uns ein bequemes Plätzchen am Strand und freuten uns auf 16:00 Uhr, denn dann verlässt das letzte Boot die Bucht und alle Tagestouristen müssen spätestens um diese Zeit den Park verlassen. Endlich kehrte Ruhe ein und nun verstanden wir die Faszination um den Park, die leeren Strände mit den grossen, geschmeidig erscheinenden Felsbrocken und dem rauen Karibischen Meer boten ein ganz besonderes Ambiente.
Die Nacht in der Hängematte war nicht wirklich gemütlich und deshalb erwachten wir relativ früh am Morgen. Ungeplant konnten wir so einen wunderbaren Sonnenaufgang am Strand geniessen. Die ruhigen Morgenstunden waren unser Highlight, denn die Tagestouristen dürfen erst ab 08:00 Uhr in den Park und deshalb hat sich die Übernachtung im Park trotzdem sehr gelohnt.