MEDELLIN - GUATAPÉ - SALENTO - BOGOTA

MEDELLIN

Unser bisher längster Aufenthalt am selben Ort. Wir verbrachten acht Tage in der vielseitigen Stadt Medellín und ganz ehrlich, wir hätten noch viel länger bleiben können. Wir haben uns für unseren etwas längeren Aufenthalt ein Airbnb gebucht und es fühlte sich ein bisschen an wie ein zu Hause, was eine schöne Abwechslung war. 😊 Um unsere Spanischkenntnisse weiter zu vertiefen, meldeten wir uns für eine Woche Einzelunterricht bei einer nahe gelegenen Sprachschule an. Der Unterricht von Montag - Freitag wählten wir bewusst zwischen 16:00 - 18:00 Uhr, damit wir davor jeweils genügend Zeit haben, um die eindrucksvolle Stadt zu besichtigen.

Am ersten Tag entschieden wir uns hoch zum Park Arví zu fahren, der mit dem Metronetz erreichbar ist. Die Stadt Medellín liegt im Aburrá Tal und erstreckt sich über mehrere umliegende Hügel. Nebst der Hochbahn gehören zum Metronetz der Stadt fünf Seilbahnen und eine davon führt hoch zum Park Arví.

Entsprechend Aussichtsreich war die Anreise, denn der Park Arví befindet sich knapp 1000 Meter oberhalb der Stadt auf 2500 m.ü. M. Oben angekommen begaben wir uns auf eine 1.5-stündige Rundwanderung. Nebst der wunderschönen Natur, die uns stellenweise an die heimischen Schweizer Alpen erinnerte, war ein weiteres Highlight ein Markt beim Parkeingang mit diversen Foodständen. Wir kosteten uns durch viele verschiedene, uns unbekannte lokale Snacks und Süssigkeiten, so das dies gleich unser Mittagessen war.

Am dritten Tag haben wir vormittags eine Freewalking Tour in der Communa 13 gebucht. Vor zwanzig Jahren war dieses Viertel aufgrund der optimalen geografischen Lage für den Drogenschmuggel das gefährlichste Viertel von Kolumbien. Mit Stiven, dem einheimischen Tourguide, machten wir uns während drei Stunden auf eine äusserst eindrückliche Entdeckungsreise durch die Communa 13. Er erzählte uns von der Entwicklung der letzten zwanzig Jahren, wie er die Veränderung erlebte und wie sie heutzutage mit dem Drogenschmuggel umgehen bzw. was heute anders ist als dazumal. Kurz gesagt existiert der Kokainhandel auch heute noch im grossen Stil. Aufgrund von diversen Absprachen unter den verschiedenen Anspruchsgruppen ist die Communa 13 jedoch heute eines der sichersten und beliebtesten Stadtviertel. Während der Tour merkte man, wie stolz Stiven auf die Entwicklung seiner Heimat ist, die er mit der Arbeit als Tourguide auch aktiv mitgestaltet, indem er interessierten Touristen den Wandel aufzeigt. Für viele Einwohner der Communa 13 ist Hip-Hop eine grosse Leidenschaft und gibt vielen eine Perspektive für eine bessere Zukunft. Neben Rap, Hip-Hop und Hip-Hop Tanz ist auch die Kunstszene sehr aktiv. Unzählige Murals zieren die Wände im ganzen Viertel und tragen damit zur inzwischen grossen Beliebtheit des Viertels bei.

Da sich auch die Communa 13 in den Hügeln von Medellín befindet, hat man von da aus einen wunderschönen Ausblick über die Metropolregion mit über 4 Millionen Einwohner.

Unsere Spanischlehrerinnen empfahlen uns nach der Schule einmal zum Segundo Mirador las Palmas zu fahren, um dort heisse Schokolade mit Käse zu essen. Ja essen, ihr habt richtig gelesen - warme Schokoladenmilch gemischt mit Käse! Wir waren von Anfang an skeptisch. Einzeln finden wir die beiden Zutaten superlecker, aber die Kombination hörte sich, milde ausgedrückt, mutig an. Alleine der Anblick löste bei uns ein Fluchtreflex aus ... aber die Neugier siegte und wir haben es probiert. Fazit, es schmeckte uns genau so, wie wir es vermuteten. Scheusslich. Der Ausblick über das Lichtermeer der Stadt bei Dämmerung war jedoch atemberaubend und deswegen war es den Ausflug trotzdem Wert.

Die nächsten beiden Vormittage nutzen wir, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Zuerst schauten wir uns im Zentrum die Skulpturen des weltbekannten Künstlers Fernando Botero an, danach schlenderten wir durch die vielen verschiedenen Gassen.

Ein Highlight während unseres Aufenthalts in Medellín war ganz klar der Paraglidingflug hoch über den Dächern von Medellín. Für ungefähr CHF 32.- konnten wir während 15 Minuten die grosse Stadt und umliegenden Berge von oben im Gleitschirm betrachten. Für uns beide war es der erste Tandem-Gleitschirmflug und wir würden es definitiv wieder machen.

Am darauffolgenden Tag besuchten wir den Botanischen Garten von Medellín. Da das grosse Blumenfest Feria de las Flores kurz bevorstand, war auch der botanische Garten danach geschmückt. Während diesem einwöchigen Festival gibt es unzählige wunderschöne Blumenkränze in der ganzen Stadt zu bestaunen. Am Montag, den 15. August 2022, fand der grosse Umzug statt, bei dem die verschiedenen Personen die übergrossen Blumenkränze auf dem Rücken durch die Strassen der Stadt tragen. Da wir bereits am 13. August 2022 weitergereist sind, verpassten wir die Hauptfeierlichkeiten und diesen Umzug leider ganz knapp.

Interessante Nebenbemerkung: Kolumbien ist nach Holland weltweit der zweitgrösste Exporteur von Blumen.

GUATAPÉ

Rund zwei Busstunden entfernt von Medellín gingen wir für eine Nacht nach Guatapé. Ein kleines farbenfrohes und sehr touristisches Dorf, das bekannt ist für den nahe gelegenen Felsen genannt "la Piedra". Wir erreichten Guatapé am frühen Nachmittag und wir entscheiden uns "den Stein" direkt am Nachmittag zu erklimmen. Es führen 675 Stufen hoch zur Spitze und oben angekommen erwartete uns eine umwerfende Aussicht über die umliegenden Gewässer rund um Guatapé. Trotz den Unmengen von Touristenströmen und dem für uns teilweise aufgesetzt wirkenden bunten Dorfzentrum war es ein fanatischer Ausflug.

SALENTO

"Salento Chicos!" brummte der Buschaffeur um 03:45 Uhr und wir wurden mitten im kleinen Dorf mit unserem Gepäck abgesetzt. Wir hatten für diese Nacht keine Unterkunft gebucht, da der Nachtbus fahrplanmässig um 04:30 Uhr ankommen sollte und gemäss unserer bisherigen Erfahrungen die Busse eigentlich immer Verspätung haben und die Reise normalerweise in einem Busbahnhof endet. Beides war diesmal nicht der Fall. Also machten wir uns auf den Weg zu dem Hostel, das wir für die darauffolgende Nacht gebucht hatten und hofften, dass wir reingelassen werden. Glücklicherweise reagierte die freundliche Inhaberin auf unser Klingeln und öffnete uns die Tür. So kamen wir im Empfangsbereich auf den Sofas doch noch zu ein paar Stunden Schlaf.

Salento ist bekannt als Anbauregion für Kaffee und deshalb konnten wir es uns nicht entgehen lassen, eine der vielen Kaffeefarmen zu besuchen. Nachdem wir den fehlenden Schlaf vom Nachtbus nachgeholt haben, spazierten wir am Vormittag los Richtung Kaffeefarm Las Acacias. Nach eineinhalb Stunden erreichten wir die Farm und wir konnten uns gerade der eben erst gestarteten Tour durch die Kaffeeplantage anschliessen. Die junge und humorvolle Mitarbeiterin der Farm erklärte auf anschauliche Weise, wie das "schwarze Gold" entsteht und wir durften an den steilen Hängen sogar selbst Kaffeebohnen pflücken. Das selbstgesteckte Ziel, genügend Kaffeebohnen für eine Tasse Espresso zu sammeln, verfehlten wir leider, da in Salento zu diesem Zeitpunkt nicht Kaffeesaison war. Am Ende der Tour warteten auf uns trotzdem zwei frisch zubereitete Espressos aus Bohnen von dieser Farm.

An unserem letzten Tag in Salento statteten wir den höchsten Palmen der Welt einen Besuch ab. Diese befinden sich im 30 Minuten entfernten Tal Valle de Cocora. Mit einem Willy Jeep fuhren wir morgens um 07:30 Uhr los zum Startpunkt der Wanderung. Vor Ort gab es mehrere Wanderwege, wir entschieden uns für die 5-stündige Rundwanderung. Bereits auf den ersten Metern erblickten wir die surreal wirkenden, dünnen, bis 60 Meter hohen Palmen. Die Wanderung führte über sieben nicht besonders vertrauenserweckende Hängebrücken hoch auf 2850 m.ü. M. wo uns ein kleines Restaurant umgeben von einem fantastischen Garten mit unzähligen Kolibris erwartete. Von da aus führte der Weg runter und endete im Palmenwald. Mit dem Willy Jeep ging es für uns am frühen Nachmittag retour nach Salento und so endete ein fantastischer Tagesausflug.

BOGOTA

Aufgrund der eher unbequemen Nachtfahrt nach Salento entschieden wir uns für die Weiterreise nach Bogota für einen Bus während dem Tag. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die kolumbianische Hauptstadt mit über acht Millionen Einwohner. Eine wahrlich riesige Stadt. Unsere Unterkunft befand sich im Viertel La Candelaria, das das historisches Zentrum und Touristenhotspot zugleich ist. Unser Hostel, ein altes, umgebautes Botschaftsgebäude, begeisterte mit viel Charme, einem herrlichen Innenhof und einer Dachterrasse mit Blick über die Dächer von Bogota.

In Bogota besuchten wir das Goldmuseum, machten einen Ausflug zum Aussichtspunkt Monserrate und begaben uns auf eine History und Food Freewalkingtour.

Nach fünf wundervollen Wochen Kolumbien geht unsere Reise von hier weiter nach Peru.

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