COPACABANA - LA PAZ - SALAR DE UYUNI
Copacabana ist ein kleines touristisches Dorf am südlichen Ufer des Titicacasee, bekannt für seine malerischen Sonnenuntergänge, die nahegelegene Isla del Sol sowie als wichtiger Pilgerort für Gläubige, die hier auch Ihre Fahrzeuge segnen lassen.
Von Copacabana aus machten wir einen Tagesausflug zur Isla del Sol. Mit 2000 Einwohner und 14,3 km² ist die Isla del Sol die grösste Insel des Titicacasee. Mit dem Boot fuhren wir ungefähr eineinhalb Stunden zum nördlichen Hafen der Insel, um von dort einmal quer durch die Insel zum südlichen Hafen zu wandern.
Auf dem ersten Teil der Wanderung begleitete uns ein einheimischer Guide, der uns viele interessanten Geschichten über die Insel erzählte. So gilt gemäss Mythos die Insel als Geburtsort der Inkakultur und hat viele Ruinen und noch heute bewirtschaftete Landwirtschaftsterrassen aus dieser Zeit. Der restliche Weg legten wir ohne Guide zurück und so wir konnten uns genügend Zeit nehmen, um die eindrucksvolle Landschaft, den tiefblauen Titicacasee sowie die imposante Gebirgskette Cordillera Real am Horizont zu geniessen.
Im südlichen Hafen angekommen, liessen wir uns in einem Restaurant direkt am Hafen eine frisch zubereitete Forelle aus dem Titicacasee schmecken. Im Anschluss fuhren wir mit dem Boot zurück nach Copacabana und kamen genau rechtzeitig an, um den Sonnenuntergang mit einem kühlen Paceña auf der Rooftopbar zu geniessen.
Mitten in Copacabana vor der Basilika de Nuestra Señora sahen wir tagtäglich mehrerer Fahrzeuge, die mit bunten Blumen geschmückt waren und mit Champagner begossen wurden, während ein Priester ein Gebet aufsagte. Diese zeremonielle Segnung der Fahrzeuge soll sie vor Autounfällen beschützen. Aus unserer Sicht wäre es wohl sinnvoller, sie würden mehr Verkehrsregeln aufstellen, und diese auch befolgen, denn die bolivianischen Verkehrsteilnehmer gehörten mitunter zu den Schlechtesten, die wir auf unserer Reise begegneten und eine rote Ampel hatte noch in keinem Land weniger Bedeutung als hier. Spannend mitanzusehen waren die Segnung der unterschiedlichen Fahrzeuge vom Motorrad bis zum Lastwagen einer Bierbrauerei jedoch allemal und das Beispiel zeigte gut, wie stark die Religion in der Kultur verankert ist und wie fest die Bevölkerung Boliviens an traditionellen Werten festhält.
Nach zwei Tagen Copacabana ging unsere Reise weiter nach La Paz. Da die Route über den Titicacasee führte und es an diesem Ort keine Brücke gab, mussten wir aussteigen, um den See in einem Passagierschiff zu überqueren, während unser Bus auf einer kleinen Autofähre transportiert wurde. Der grosse Bus auf der kleinen Fähre bot einen äusserst lustigen Anblick. 😊
LA PAZ
La Paz liegt auf 3625 m.ü.M. und bildet zusammen mit El Alto die höchstgelegene Millionenmetropole der Welt. Der Regierungs- sowie Verwaltungssitz von Bolivien befindet sich seit dem Jahr 1899 ebenfalls in La Paz. Die Hauptstadt des Landes ist Sucre.
MERCADO RODRIGUEZ
In La Paz gibt es nur sehr wenige Supermärkte und diejenigen, die wir fanden, waren nicht besonders gross und eher teuer. Die Einheimischen tätigen ihre Einkäufe vorwiegend auf den Märkten, die täglich in den Strassen von La Paz stattfinden. Von Gemüse und Früchten über Blumen, Lampen, Ersatzteile fürs Auto und sogar Toilettenschüsseln kann man hier alles kaufen. Besonders eindrücklich ist der Mercado Rodriguez am Sonntag, dann werden die umliegenden Strassen gesperrt und der ohnehin schon grosse Markt wird noch viel grösser und belebter. Am Markt und hinter den Ständen treffen wir auf viele Cholitas, so werden die indigenen Frauen, die sich nach einer importierten europäischen Mode aus dem Jahr 1920 kleiden, von der lokalen Bevölkerung genannt. Mittlerweile haben Sie die Mode weiterentwickelt und zu ihrem eigenen gemacht. Sie besteht aus einem farbigen Rock mit unzähligen Lagen Stoff, einem Hut, der auf den ersten Blick zu klein und daher unbequem aussieht und langen Flechtzöpfen. Wir schlenderten mehrmals durch den Markt und waren völlig fasziniert, wie die Einkäufe hier in La Paz getätigt werden.
EL ALTO
Das Seilbahnnetz, das La Paz mit El Alto verbindet, ist mit über 30 Kilometer das grösste urbane Seilbahnnetz der Welt. Gebaut wurde es von Doppelmayr, einem Schweizer Hersteller. Von El Alto aus hatten wir ein besonders schöner Ausblick über die Andenmetropole und dank der klaren Höhenluft eine tolle Weitsicht zu den schneebedeckten Gipfel, die greifbar nahe erschienen.
FREE WALKING TOUR & CRAZY DAVE
Um die Stadt und die dazugehörige Kultur und Geschichte besser kennenzulernen, entschieden wir uns auch hier an einer Free Walking Tour teilzunehmen. Am Vormittag um 10.00 Uhr trafen wir uns bei schönstem Wetter beim idyllischen Plaza San Pedro, mitten in der Stadt. Die Tour startete mit spannenden, schier unglaubwürdigen Informationen über das San Pedro Gefängnis, dass sich ganz unscheinbar direkt angrenzend an dem Park San Pedro befindet. Unser Guide Daniel machte uns darauf aufmerksam, dass ein ehemaliger Insasse, "Crazy Dave", täglich interessierten Touristen seine Erfahrungen und Erlebnisse erzähle. Danach besuchten wir mit Daniel den Mercado Rodriguez, den wir bereits kannten und anschliessend den Mercado de las Brujas (Hexenmarkt). Viele Einheimische leben in Bolivien immer noch sehr traditionell mit vielen Bräuchen und religiösem Glauben. Zahlreiche skurrile Artikel für Rituale und Opferungen wie tote Alpakaföten werden hier auf diesem speziellen Markt verkauft. Unsere Tour endete auf dem Plaza Murillo, auf dem sich der Verwaltungs- und Regierungssitz von Bolivien befindet. Daniel erwähnte die vielen Präsidentenwechsel im Land und bezog Stellung zu den früheren schlechtesten Personen an der Spitze des Landes. Er äusserte sich jedoch niemals zur aktuellen Regierung und beantwortete auch keine Fragen darüber. Die politischen Partien haben überall ihre Ohren, so seine Aussage. Eine äusserst spannende und eindrückliche Free Walking Tour, bei der wir viele Einblicke in das Leben vor Ort erhielten, ging zu Ende.
Neugierig gemacht von der Free Walking Tour begaben wir uns einige Tage später erneut zum Plaza san Pedro um "Crazy Dave" zu treffen. Von 2002 - 2016 war er selbst Insasse in dem berüchtigten Gefängnis San Pedro und erzählte während einer Stunde über seine Zeit im Gefängnis. Das Gefängnis San Pedro ist kein gewöhnliches Gefängnis, Verurteilte müssen ihre eigene Zelle kaufen, nicht Wärter oder Polizisten führen das Gefängnis, sondern die Gefangenen selbst, es hat eine eigene Mikroökonomie und sogar ein demokratisches Wahlsystem. Das Skurrilste ist jedoch, dass sich darin ein riesen Kokain Labor befindet und offensichtlich jeder in ganz Bolivien darüber Bescheid weiss. Das Buch "Marschpulver" von Rusty Young erzählt die unglaubliche Geschichte eines anderen Insassen über das aussergewöhnliche Gefängnis. Wir haben das Buch gleich danach heruntergeladen und können es sehr empfehlen, falls ihr ebenfalls neugierig geworden seid.
WRESTLING
Jeden Donnerstag- und Sonntagabend gibt es in El Alto ein Amateur Wrestling mit Cholitas. Wir wollten uns dieses Spektakel, das zu einem regelrechten Tourismusmagnet wurde, nicht entgehen lassen und so buchten wir für Sonntagabend eine Tour zur Wrestlingshow. Wir hatten Sitzplätze in der ersten Reihe, aber eher am Rand. Die Show war amüsant und besser, als wir es uns vorstellen konnten. Da es sich um Amateurwrestling handelte, war die Show mässig oder ehrlichgesagt sogar ziemlich schlecht, aber wenn man sich darauf einlassen konnte und und keine Profivorstellung erwartete, war es wirklich lustig.
Das Publikum hat ebenfalls zur guten Stimmung beigetragen und hat aktiv und lautstark mitgemacht, sodass Bierdosen, Tomaten und andere Lebensmittel durch die Luft flogen, wenn sie mit einer Handlung der Show nicht einverstanden waren. Da unsere Sitzplätze glücklicherweise am Rand waren, blieben wir verschont und trocken, aber es war ein sehr unterhaltsamer Abend.
SALAR DE UYUNI
Mit dem Nachtbus fuhren wir von La Paz nach Uyuni, wo am nächsten Morgen die bereits lang erwartete dreitägige Tour durch die Salar de Uyuni startete. Die Salar de Uyuni ist mit mehr als 10 000 km² die grösste Salzwüste der Welt. Sie entstand vor über 10 000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca.
Unsere Tour bestand aus sechs Teilnehmer, darunter zwei Bolivianerinnen, zwei Deutsche, wir beide und unser Fahrer Abel, der gleichzeitig auch unser Guide war. Wir haben die Tour absichtlich mit spanischem Guide gebucht, da es günstiger war als mit zusätzlichem Englisch sprechendem Guide und wir sahen es als gute Gelegenheit, unsere Spansichkenntnisse zu verbessern. Abel und die beiden Bolivianerinnen waren sehr geduldig mit uns. Die beiden Bolivianerinnen haben sogar oftmals freiwillig die Rolle als Spanischlehrerinnen übernommen, um uns bei fehlenden Wörter oder Verben in der richtigen Zeitform zu helfen.
Unsere Tour begann mit einem Halt beim Eisenbahnfriedhof am Rande der Salar de Uyuni. Ungefähr 100 Lokomotiven und Wagen rosten hier vor sich hin. Die Ältesten davon stammen aus dem 19. Jahrhundert und bilden mit der umliegenden Wüstenlandschaft tolle, surreale Fotomotive.
Als Nächstes folgte ein Fotoshooting mitten in der Salzwüste. Die riesige, scheinbar unendliche weisse Salzfläche verlockte zum Spielen mit der Perspektive und bot eine tolle Kulisse für witzige Fotos. Abel hatte viele kreative Ideen und auch die nötigen Utensilien dabei:
Nachdem wir uns in einem Salzrestaurant (das Gebäude ist aus Salz, es gab nicht nur Salz auf dem Teller) mit einem leckeren Mittagessen gestärkt hatten, fuhren wir weiter zur Insel Incahuasi. Hier wachsen mitten in der Salzwüste über zehn Meter grosse Kakten, die bereits mehrere Hunderte Jahre alt sind.
Auf dem Weg zum Hotel machten wir einen Halt, um den Sonnenuntergang in der Salzwüste zu geniessen. Danach verliessen wir die Salar de Uyuni bereits, doch das Salz begleitete uns noch ein wenig weiter, unsere erste Unterkunft war ein Hotel, fast komplett aus Salz. Es gab jedoch zum Glück eine heisse Dusche und ein leckeres Abendessen, sodass wir uns nach einem erlebnisreichen Tag aufgewärmt und satt ins Bett aus Salz legen konnten.
Am zweiten Tag der Tour standen uns viele Stunden im Auto bevor, immer wieder mit diversen Stopps an wunderschönen Sehenswürdigkeiten. Wir hielten an mehreren Lagunen, wo unzählige Flamingos leben. Die farbigen Lagunen in Kombination mit den rosa Flamingos ergaben ein besonders schönes Landschaftsbild.
Einen weiteren interessanten Halt machten wir beim Arbol de Piedra (Baum aus Stein). Das ist eine Felsformation in der Wüste, die aufgrund der Korrasion aufgrund der starken Winde die Form eines Baumes hat.
Als Nächstes folgte ein Halt auf knapp 4900 m.ü.M. um das Geothermalgebiet Sol de Mañana zu erkunden. In dieser Vulkanregion hat es Geysire, kochende Schlammlöcher und vulkanische Dampfaustrittslöcher, die übel nach Schwefel rochen, aber fantastich anzusehen waren.
Die Unterkunft der zweiten Nacht war sehr spärlich und um einiges kühler als die erste Nacht. Auf rund 4500 m.ü.M. gelegen war es somit auch der höchste Ort, an dem wir auf unserer bisherigen Reise übernachteten. Nach einer unbequemen Nacht in einem kalten Zimmer und auf durchgelegenen Matratzen fuhren wir am darauffolgenden Morgen Richtung chilenische Grenze. Denn wir haben die Tour so gebucht, dass diese an der Grenze zu Chile endet und von der Grenze nach San Pedro de Acatama hatten wir ein Transport bereits im Vorhinein gebucht. Der Grenzübergang befindet sich ebenfalls auf ungefähr 4500 m.ü.M. und es war das erste Mal, dass an einer Landesgrenze unsere kompletten Gepäckstücke gründlich durchsucht wurden. Nachdem alle Gepäckstücke wieder eingeladen waren, fuhren wir los Richtung San Pedro de Acatama. Bereits nach wenigen Meter auf chilenischem Boden bemerkten wir, dass die Strassen hier in einem massiv besseren Zustand sind und es auch wieder Verkehrsschilder hat, die beachtet werden. Wir hatten bereits im Vorfeld öfters gelesen, dass Chile in vielerlei Hinsicht "europäischer" als andere südamerikanische Staaten sei, betreffend Strassen können wir das jedenfalls bereits bestätigen und wir sind gespannt, was uns sonst noch alles erwarten wird.