EL CHALTÉN - EL CALAFATE - TORRES DEL PAINE - PUNTA ARENAS - USHUAIA - BUENOS AIRES
ANREISE
Von Puerto Montt aus flogen wir nach Punta Arenas in den Süden von Chile, um von da aus mit dem Bus über die Grenze nach Argentinien zu fahren. Eine etwas kompliziertere und umständlichere Anreise, dafür aber budgetfreundlich. Für die Fahrt im doppelstöckigen Bus hatten wir die Frontreihe gebucht, so wie wir dies immer machen, sofern diese verfügbar ist. Diesmal waren die Sitzplätze in der Frontreihe jedoch besonders grossartig. Denn die letzten Kilometer vor der Ortschaft El Chaltén hatten wir eine beeindruckende Aussicht auf das Bergpanorama mit dem berühmten Fitz Roy, für den wir hierherkamen.
EL CHALTÉN
Das kleine Bergsteigerdorf innerhalb des Los Glaciares Nationalpark nutzten wir als Ausgangspunkt für die Wanderung zum 3406 Meter hohen Granitberg Fitz Roy. Unsere erste Nacht verbrachten wir im Dorf und da bei Ankunft schönstes Wetter herrschte, machten wir uns gleich auf und unternahmen eine kurze Wanderung zum nahe gelegenen Mirador de las Aguilas. „El Chaltén – der Rauchende“, wie die Ureinwohner den Berg nannten, machte seinem Namen alle Ehre, denn der Gipfel wurde von einer Wolke verhüllt. So hofften wir, dass wir die kommenden Tage auf der Wanderung durch den Nationalpark mehr Glück haben werden.
Am nächsten Tag verliessen wir frühmorgens unsere Unterkunft, vollgepackt mit den grossen Rucksäcken und der kompletten Campingausrüstung. Es war das erste Mal, dass wir unsere ganze Campingausrüstung sowie das Essen für die kommenden drei Tage auf eine Mehrtageswanderung mitgetragen haben, zum Glück passte alles in die Rucksäcke.
Der Nationalpark und die drei dazugehörigen Campingplätze sind kostenlos und es wird keine vorgängige Reservation benötigt. Wenn es nur immer so wäre. Wir wanderten los zum ungefähr vier Stunden entfernten Tagesziel, dem Campingplatz Poincenot, unterhalb der Lagune de los Tres. Nach rund einer Stunde wandern erblickten wir den Fitz Roy das erste Mal und als sich nach wenigen Minuten beim Aussichtspunkt die Wolken um den Gipfel verzogen und wir den Granitberg in voller Pracht sahen, waren wir äusserst happy - was für ein Anblick, WOW!
Fast während dem gesamten zweiten Teil der Wanderung hatten wir den Fitz Roy im Blickfeld und freuten uns riesig über den stahlblauen Himmel. Am Campingplatz angekommen, schlugen wir unser Zelt auf und kochten auf dem Gaskocher einmal mehr unser Standard Trekking Gericht Arroz Preparado, diesmal in der Variante Primavera.
Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zum nahe gelegenen Gletscher Piedras blancas. Die schweren Rucksäcke haben wir im Zelt zurückgelassen und so war es ein gemütlicher Spaziergang durch die wunderbare Landschaft des Nationalparks.
Anschliessend legten wir uns früh schlafen, denn am nächsten Morgen wollten wir den Sonnenaufgang bei der ungefähr einer Stunde und 400 Höhenmeter entfernten Lagune de los Tres betrachten. Bereits um 04:00 Uhr klingelte uns der Wecker aus den kuschlig warmen Schlafsäcken. Draussen war es ungefähr 4-5 Grad, am Himmel waren einige Sterne zu erkennen und da wir sahen, wie sich der Himmel am Horizont im Osten bereits langsam rötlich färbte, entschieden wir uns im Licht der Stirnlampen los zu wandern und hofften auf einen traumhaften Sonnenaufgang. Während dem Anstieg spielte das Wetter mit und wir sahen einen fantastischen Sonnenaufgang. Über uns zogen jedoch leider exakt in diesem Moment dunkle Wolken mit heftigem Regen auf. Als wir bei der Lagune ankamen, waren der Fitz Roy und die umliegenden Berge von einer dicken Wolkendecke verdeckt. Klitschenass und etwas enttäuscht wanderten wir zurück zum Campingplatz und legten uns wieder in unsere warmen Schlafsäcke.
Da sich das Wetter an diesem Tag nicht besserte, entschieden wir uns, eine weitere Nacht auf dem gleichen Campingplatz zu verbringen, anstatt wie geplant weiter zum nächsten Campingplatz zu wandern. Bei Regen und starken Windböen von 80-100 km/h machte uns dies kein Spass und somit hofften wir auf eine Wetterverbesserung für den darauffolgenden Tag. Unser Zelt war zum Glück durch den dichten Wald etwas von Wind und Wetter geschützt. Am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang war der Himmel leider immer noch wolkenverhangen, erst nach Sonnenaufgang wurde das Wetter deutlich besser und wir freuten uns auf einen sonnigen Tag. Nach dem Frühstück machten wir uns somit zum zweiten Mal auf zur Lagune de los Tres und konnten nun den traumhaften Anblick des Fitz Roys in vollen Zügen und ohne Regen geniessen.
Nach dem Mittagessen packten wir unser Zelt und die Campingausrüstung wieder in unsere Rucksäcke und wanderten zurück ins Dorf El Chaltén, da fuhr am frühen Abend unser Bus nach El Calafate.
EL CALAFATE
Hier verbrachten wir ein paar ruhige und gemütliche Weihnachtstage in einem Airbnb. Aufgrund der Festtage haben wir uns ein kleines Haus etwas ausserhalb des Dorfes gegönnt. Für ein wenig Heimatgefühl stand als Weihnachtsmenü bei uns selbst gemachte Älplermagronen mit Apfelmus auf der Karte 😊.
Nach den Weihnachtstagen machten wir einen Tagesausflug zum Perito Moreno Gletscher. Der Gletscher ist ein Naturphänomen, denn trotz der Erderwärmung ist er einer der wenigen Gletscher, der weiterhin wächst. Wieso dies der Fall ist, ist bis heute noch unklar. Aktuell hat er eine Fläche von rund 250 Quadratkilometern und hat am höchsten Punkt eine Höhe von rund 70 Metern. Der Perito Moreno Gletscher befindet sich, wie auch der Fitz Roy im Los Glaciares Nationalpark. Wir verliessen El Calafate bei sonnigem Wetter am Vormittag und fuhren mit dem Bus rund eine Stunde zum Nationalpark. Das Wetter wurde leider immer schlechter, umso weiter wir Richtung Gletscher kamen und bei unserer Ankunft war der Himmel grau und es regnete leicht. Unser Programm startete dennoch mit einer Bootsfahrt, die uns in unmittelbare Nähe des Perito Moreno Gletschers führte. Aus der Nähe war die Höhe des riesigen Gletschers nochmals eindrücklicher, wir kamen aus dem Staunen kaum heraus und konnten während der einstündigen Bootstour nicht genug Fotos schiessen.😊 Danach spazierten wir den Panaromaweg entlang, um den Gletscher noch aus weiteren Blickrichtungen zu betrachten. Obwohl das Wetter den ganzen Tag nicht besser wurde, war der Gletscher ein Highlight von uns auf der gesamten Reise.
TORRES DEL PAINE
Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück nach Chile, genauer genommen nach Puerto Natales. Von da aus ging es für uns auf den W-Trek im Torres del Paine Nationalpark – ein Highlight, auf das wir uns bereits seit zu Hause freuten. Der Nationalpark ist enorm beliebt und demzufolge sind die Campingplätze immer schnell ausgebucht. Aus diesem Grund entscheiden wir uns über zwei Monate im Vorhinein unsere Übernachtungsplätze zu reservieren und entsprechend haben wir die gesamte Route in Chile/Argentinien auf unseren 5-Tages Trek durch den Nationalpark angepasst. Wir waren sehr gespannt herauszufinden, ob der Nationalpark all dem Hype gerecht wird.
Diesmal packten wir unsere Rucksäcke für fünf Tage Trekking inklusive Zelt und Essen und dadurch hatten die Rucksäcke ein ziemlich hohes Gewicht. Mit dem Bus fuhren wir ab Puerto Natales in den drei Stunden entfernten Torres del Paine Nationalpark. Angekommen beim Eingang fuhr uns ein Boot zu unserem Startpunkt Paine Grande.
Wir starteten mit herrlichem Sonnenschein, aber mit starkem Wind und merkten schnell, dass die Wanderung mit dieser Windstärke und den grossen Rucksäcken nicht zu unterschätzen war. Die Landschaft war atemberaubend und nach 4 Stunden erreichten wir den Campingplatz Grey. Unser Zelt stellten wir im windgeschützten Wald auf, denn gemäss Hersteller ist unser Zelt nur auf eine Windstärke von 40 km/h getestet und die Windböen während der Wanderung waren bestimmt doppelt so stark.
Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, wanderten wir ohne Gepäck und nur mit Wasserflasche weiter bis zum Aussichtspunkt des Grey Gletschers. Das Wetter war traumhaft und der Wind hatte sich gelegt. Ein erfolgreicher erster Tag ging zu Ende und nach einer warmen Dusche legten wir uns früh schlafen.
Unser nächster Morgen startete regnerisch. Wir zogen unsere Regenjacke an und packten unsere Rucksäcke in unsere Regenschutzhüllen und wanderten los zurück zum Camping Paine Grande, wo wir am vorherigen Tag angekommen waren. Ein etwas bewölkter Tag, dennoch eine wunderbare Wanderung. Hier verbrachten wir Silvester. Unser einziger Abend, an dem wir nicht selber kochten, denn wir haben uns für das Silvestermenü im Restaurant im Voraus angemeldet. Den Abend genossen wir mit weiteren Reisenden aus aller Welt und einem leckeren Essen und lokalem Rotwein.
In dieser Nacht kamen wir kaum zu Schlaf, denn die Windböen wurden immer stärker und unser Zelt wurde so stark durchgebogen und zu bodengedrückt, dass wir zeitweise nicht mehr daran glaubten, dass es dem Wind noch lange Standhalten wird. Wir waren äusserst froh und beeindruckt, dass unser 35 Franken Decathlon Zelt die Nacht unbeschadet überstanden hat. Die verdiente 5-Sterne-Bewertung für das Zelt werden wir definitiv noch verfassen.
Die Stärke der Windböen liess auch nach dem ausgiebigen Neujahrsfrühstück nicht nach, dennoch entschieden wir uns, die Wanderung zu starten, auch heute standen wieder mehrere Kilometer auf dem Tagesprogramm. Die Windböen waren während der kommenden zwei Tage teilweise so stark, dass wir uns kurzerhand an Ästen oder Felsen für einen Moment festhalten mussten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Dennoch konnten wir die unberührte Landschaft, die vielen Gletscher und die türkisblauen Lagunen und die atemberaubende Weitsicht im Nationalpark ausgiebig geniessen.
Unser letzter Campingplatz befand sich in der Nähe der Granitberge Las Torres und unserem Highlight der gesamten Wanderung. Am letzten Morgen direkt nach dem Frühstück, wanderten wir los Richtung Aussichtspunkt, um vor allen Tagestouristen oben anzukommen. Das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt, während fast zwei Stunden konnten wir die einzigartige Sicht auf die Granitberge Las Torres ohne Massenansammlung von Menschen geniessen. Dank unserer mitgebrachten Decke, dem warmen Tee und den leckeren Snacks war auch die Kälte gut ertragbar.
Zurück beim Campingplatz kochten wir uns noch eine Kleinigkeit (Arroz Preparado, what else?), bevor es wieder runter zum Tal und im Anschluss mit dem Bus zurück nach Puerto Natales ging. Überglücklich, aber müde kamen wir im Hotel an und freuten uns nach 4 Nächten im Zelt über das bequeme Bett. Doch allzu viel Zeit zum Ausruhen hatten wir nicht, denn bereits am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus weiter nach Punta Arenas.
PUNTA ARENAS
In der Hafenstadt an der Magellanstrasse die komplett zu Chile gehört und den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbindet, genossen wir ein paar ruhige Tage. Hier besuchten wir das Museo Nao Victoria mit originalgetreuen 1:1 Replikas der Schiffe Nao Victroa und der HMS Beagle.
USHUAIA
Das «Ende der Welt» oder die südlichste Stadt, wie sich Ushuaia in Marketingslogans gerne selbst nennt. Auch wenn das nicht korrekt ist, den Puerto Williams auf der chilenischen Seite des Beaglekanals ist noch weiter südlich gelegen. Leider wurde jedoch die Fähre von Ushuaia nach Puerto Williams aufgrund von Corona eingestellt und somit konnten wir den Ort nicht besuchen.
Ushuaia an sich ist sehr touristisch und eher teuer. Dennoch bietet es einige sehenswerte Aktivitäten. Unteranderem unternahmen wir einen Bootsausflug auf dem Beaglekanal, um die Seelöwen und Pinguine in freier Natur zu beobachten.
Als zweiter Tagesausflug ging es für uns auf unsere letzte Wanderung im wunderschönen Patagonien, im Tierra del Fuego Nationalpark. In diesem Nationalpark befindet sich unter anderem das südlichste Postbüro der Welt, das Endziel unserer Lateinamerika Reise. Wir freuten uns riesig, als wir es erreichten und konnten es kaum fassen, was wir in den letzten Monaten in Mittel- und Südamerika alles erlebt hatten. Im Postbüro kann man unter anderem den Pass stempeln und Postkarten versenden, was wir selbstverständlich beides gemacht haben.
Die darauffolgende Wanderung war ein perfekter Abschluss. Die Wanderung führte durch einzigartige Regenwälder, an atemberaubenden Bergpanoramen und am Meer vorbei.
BUENOS AIRES
Nach Ushuaia flogen wir in die Hauptstadt von Argentinien. Da unser Weiterflug nach Japan erst neun Tage später war, hatten wir genügend Zeit, die schöne Stadt zu erkunden und dabei das sommerliche Wetter zu geniessen. Kurze Hosen, T-Shirt und auch unsere Badekleider kamen endlich wieder zum Einsatz.
Nach über neun Monaten verabschieden wir uns von Mittel- und Südamerika. Unsere Reise geht auf der anderen Seite der Welt weiter und wir freuen uns sehr, die noch bevorstehende Zeit in Asien zu verbringen.