CARRETERA AUSTRAL ROADTRIP

PUERTO MONTT

Puerto Montt ist eine Hafenstadt im Süden von Chile und wir nutzten die Stadt als Ausgangspunkt für unseren Carretera Austral Roadtrip. Frühmorgens und mit grosser Vorfreude fuhren wir mit dem Uber zum Flughafen, um unser Mietauto bei Europcar abzuholen. Im Vorhinein haben wir viel recherchiert, ob ein 4x4 notwendig ist und sind zum Entschluss gekommen, dass es aktuell im Sommer auch ohne geht, daher haben wir uns aus Budgetgründen für einen Kleinwagen entschieden.

Nach der Übergabe luden wir alles Gepäck in unseren kleinen VW Gol ein und fuhren mit bester Laune los. Ja, du hast richtig gelesen, da fehlt kein "F". Der VW Gol ist die günstigste Linie von VW und wird in Europa nicht produziert. Unser erster Halt machten wir bei einem grossen Supermarkt, um das Wichtigste für die bevorstehenden 20 Tage Roadtrip einzukaufen, denn auf der gesamten Strecke gibt es nur einen grösseren Supermarkt, wo wir uns einfach mit zusätzlichen Lebensmitteln eindecken konnten.

CARRETERA AUSTRAL

Die Carretera Austral startet in Puerto Montt und endet in Villa O'Higgins nach 1247 km durch die einzigartige unberührte Landschaft auf der chilenischen Seite von Patagonien. Unser Plan war es, bis nach ganz unten zu fahren und die gleiche Strecke wieder zurück, da wir das Mietauto nach 20 Tagen wieder in Puerto Montt zurückgeben mussten.

Ungefähr die Hälfte der Carretera Austral ist asphaltiert, die andere Hälfte besteht aus Schotterpisten. Stellenweise waren diese in einem so schlechten Zusatnd , dass wir mit unserem kleinen Auto nur sehr langsam fahren konnten, da es vor lauter Schlaglöchern kein Ausweichen gab. Es war definitiv ein Abenteuer, mit einem so kleinen Auto und ohne 4x4 auf diesen Strassen zu fahren, aber absolut machbar. 😊

Bereits am dritten Tag holten wir uns leider, verursacht durch einen kleinen Stein, einen platten Reifen. Glücklicherweise gab es hilfsbereite Parkranger, die uns den Reifen im strömenden Regen wechselten, sodass wir mit dem Ersatzreifen bis in die nächste Stadt, die rund 200 km entfernt war, fahren konnten. Vor Ort empfahl uns der Mitarbeiter von Europcar, den Reifen in einer Autowerkstatt zu reparieren. Somit fuhren wir zur nächstgelegenen Werkstatt, bei der wir den Reifen für nur CLP 3000 (umgerechnet CHF 3.-) reparieren lassen konnten und das in einem Land, in dem wir auch schon CHF 3.80 für ein Cappuccino bezahlt hatten. 😉

Ein eigenes Mietauto zu haben, war ein riesen grosser Vorteil und wir waren überglücklich, dass wir uns diese Flexibilität geleistet haben. Immer wieder hielten wir an, um Fotos von der einzigarten Landschaft zu schiessen. Sei es von den imposanten Gletschern, den schneebedeckten Bergen, den schimmernden Seen, dem Südandenhirsch, der am Strassenrand am Fressen war oder von den unvergleichlichen patagonischen Regenwäldern. Die gesamte Strecke war ein absolutes Highlight und wir kommen aus dem Schwärmen dieser meist unberührten Landschaft kaum heraus.

Bei schönem Wetter verbrachten wir unsere Nächte auf Campingplätzen, die meisten waren bestens ausgestattet mit Toiletten und Duschen mit warmem bis heissem Wasser. Einige von Ihnen boten ausserdem einen geschützten Bereich, um zu kochen oder sogar eine kleine Küche. Unsere Lieblingscampingplätze waren jedoch die Wildcampingplätze, irgendwo im nirgendwo mit bester Aussicht auf die einzigartige patagonische Landschaft.

ROADTRIP HIGHLIGHTS

Las cuevas de mármol / Marmorhöhlen

Die Marmorhöhlen liegen mitten im Lago General Carrera, sind auf völlig natürliche Weise entstanden und für uns war es ein absolut magischer Ort. Sie können nur bei wenig Wellengang besichtigt werden und somit wird immer kurz vor der Tour entschieden, ob das Boot losfährt oder nicht. Wir hatten Glück, dass wir bereits im ersten Anlauf gehen konnten, wie wir von anderen Reisenden erfahren haben, hatten gewisse vier Anläufe gebraucht, bis das Wetter mitgespielt hatte. Mit unserem Bootsführer Matthias, unserem Guide und einem weiteren Touristen fuhren wir morgens um 08:30 Uhr mit dem kleinen Boot los Richtung Marmorhöhlen. Unseren ersten Fotostopp machten wir bei einem Schiffswrack, dass fotogen am Ufer lag, nur wenige Minuten später erblickten wir bereits die ersten Marmorsteine und waren überwältigt von den verschiedenen Formen und Farben der Steine und durch die Sonnenstrahlen schimmerte das Wasser türkisblau, was das Fotomotiv perfekt machte. Matthias fuhr gekonnt in die kleinen Marmorhöhlen hinein, sodass wir immer den besten Blickwinkel hatten - ein Naturwunder, das wir so noch nie gesehen hatten.

Trekking auf dem Glaciar Exploradores

Von Matthias, unserem Bootsfahrer von den Marmorhöhlen, haben wir einen Kontakt für das Gletschertrekking im nahe gelegenen Laguna San Rafael Nationalpark erhalten. Wir buchten die Tour mit Eugenio einen Tag im Voraus und trafen ihn vor seinem Haus, etwas ausserhalb von Puerto Rio Tranquilo. Mit seinem Pick-up fuhren wir los in den eine Stunde entfernten Nationalpark. Wieder einmal hatten wir Glück und waren nur zu zweit auf der Tour. 😊

Im Nationalpark angekommen, übergab Eugenio uns einen Helm, die Steigeisen sowie die dazugehörigen Laufgamaschen für das Gletschertrekking. Den Helm hatten wir von Anfang an an, die Steigeisen und Laufgamaschen montierten wir erst auf dem Gletscher. Die Wanderung startete gemütlich im Grünen, ging weiter über Steingeröll, bis wir nach rund einer Stunde den Gletscher erreichten. Zu Beginn war der Gletscher mit Geröll überdeckt und wir sahen nur ab und zu Eisflächen. Umso weiter wir liefen, umso weniger Geröll hatte es. Wir machten eine kurze Pause und befestigten die Steigeisen an unseren Wanderschuhen und zogen die Laufgamaschen an. Das zuerst ungewohnte Gefühl, auf Steigeisen zu laufen, wurde schnell zu einer riesen Freude.

Wir fühlten uns wie Spiderman, denn die Steigeisen "klebten" auf dem Eis. Eugenio wanderte mit uns quer durch den Gletscher, in kleine Höhlen hinein und wieder hinaus und zeigte uns die eindrucksvollsten Ecken. Wir waren überwältigt von dem Gefühl, auf einem Gletscher zu stehen, der bis zu 200 Meter tief war. Mitten drin assen wir unser Mittagessen, dass seine Frau für uns vorbereitet hatte und genossen die Stille, die atemberaubenden Gletscherspalten und -höhlen um uns herum und konnten es fast nicht glauben, was wir hier alles erleben durften.

Nach der Mittagspause ging es für uns wieder zurück, wir überquerten diverse Gletscherspalten und -brücken. Bei der einten meinte Eugenio, wir sollen etwas schneller gehen. Nur 1 Minute, nachdem wir auf der anderen Seite waren, hörten wir, wie ein grosses Stück Gletscher abbrach. Als Eugenio sagte, dies war unsere Brücke, auf der wir gerade erst waren, dachten wir zuerst, es sei ein Scherz. Als wir aber zurückblickten, sahen wir, dass die Brücke nicht mehr vorhanden war - zum Glück waren wir alle bereits sicher auf der anderen Seite.

Patagonien Nationalpark

Der Nationalpark befindet sich nur wenige Autominuten ausserhalb von Cochrane und hat eine Fläche von über 3000 km². Leider sah es sehr grau aus, als wir morgens erwachten. Da in Patagonien das Wetter jedoch alle 5 Minuten von Regen zu Sonnenschein wechseln kann, entschieden wir uns dennoch, auf die Wanderung zu gehen. Die unberührte Natur im Nationalpark war eine der Schönsten, die wir in ganz Patagonien gesehen haben und wie vermutet haben sich die Wolken und der Regen mit der Zeit verzogen und die Sonne kam heraus. Ebenfalls ein sehr grosser Pluspunkt der Wanderung war, dass wir auf der gesamten Strecke nur 4 andere Wanderer sahen und diese auch nur aus der Ferne.

Futaleufú

76 km entfernt von der Carretera Austral befindet sich das kleine Dorf Futaleufú. Fast die gesamte Strecke zum Dorf ist eine Schotterpiste, dennoch hat sich der Umweg auf alle Fälle gelohnt. Unsere erste Wanderung führte uns zu zwei Aussichtspunkten etwas ausserhalb des Dorfes. Der Blick in den Himmel ist in Patagonien besonders spannend, denn durch das immer wieder wechselnde Wetter bilden sich besonders schöne und einzigartige Wolkenformen.

Da das Wetter an diesem Tag besonders traumhaft war, entschieden wir uns für eine zusätzliche Wanderung zum Piedra de Aguila. Der markante Stein mitten in der wunderschönen patagonischen Landschaft bietet einen fantastischen Ausblick über das Futaleufú-Tal.

Cerro Castillo Nationalpark

Der Name des Nationalparks kommt von seinem höchsten Berg, dem Cerro Castillo. Der Anstieg bis zur Lagune mit dem Cerro Castillo Berg im Hintergrund dauerte rund vier Stunden. Die Aussicht wurde von Höhenmeter zu Höhenmeter schöner, denn die Weitsicht über das Tal war unglaublich. Leider war der einzigartige Cerro Castillo in den Wolken, als wir oben ankamen. Der Gletscher und die Lagune waren dennoch absolut sehenswert.

Nach zwanzig atemberaubenden Tagen im chilenischen Patagonien mussten wir schweren Herzens unser Mietauto wieder zurückgeben. Zum Glück ist aber unsere Zeit in Patagonien noch nicht vorbei und wir freuen uns auf die argentinische Seite.

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