FLORES – LANQUIN – LAGO ATITLAN
Der Grenzübergang nach Guatemala verlief unkompliziert und reibungslos. Einmal mehr hatten wir das Glück, trotz Gruppenshuttle-Buchung in einem Privatshuttle zu reisen, denn wir waren die einzigen Passagiere. Definitiv einer der vielen positiven Effekte beim Reisen während der Nebensaison! Der erste Shuttle brachte uns bis zum Grenzübergang in El Ceibo, dort begleitete uns der Fahrer bis auf die guatemalische Seite und zeigte uns, wo wir die Pässe vorlegen müssen. Ohne dessen Hilfe hätten wir vermutlich noch lange gesucht, denn eine Beschriftung oder Ähnliches gab es nicht und das Gebäude unter vielen sah äusserst unscheinbar aus. Nachdem wir den Stempel im Pass erhalten haben und zu unserem Chauffeur zurückkehrten, fragte er uns, ob wir eine Einreisegebühr bezahlen mussten. Wir verneinten und fragten neugierig nach, ob dies normal sei. Je nachdem, wer hinter dem Schalter sitzt, sagte er, werden verschiedene Gebühren verlangt. Scheint, als hätten wir heute bereits zum zweiten Mal Glück gehabt. 😃
Der mexikanische Fahrer wartete mit uns, bis der Chauffeur, der uns nach Flores bringen sollte, am Grenzübergang auftauchte, um uns mitzunehmen. Als kleines Dankeschön übergaben wir ihm noch unsere letzten mexikanischen Pesos, für die wir nun keine Verwendung mehr hatten. Auch der zweite Teil der Reise vom Grenzübergang bis nach Flores in Guatemala verlief ruhig. Bereits während der Fahrt hinterliess uns Guatemala einen bezaubernden ersten Eindruck und wir haben uns sofort in die wunderschöne Landschaft und Kultur Guatemalas verliebt. Weite grüne Felder und Wiesen mit von Urwald bedeckten Hügel am Horizont und ab und zu einen See in der Ferne. Die kleinen Dörfer die wir passierten, hinterliessen einen einfachen Eindruck und Pferde als Tansportmittel sah man auffällig häufig, fast als ob die Zeit hier ein wenig stehen geblieben wäre. Wir freuen uns sehr, die bevorstehenden Wochen in diesem Land zu verbringen.
FLORES
Kurz nach der Ankuft in Flores wurden wir mit starkem Regen begrüsst, die Strassen verwandelten sich innert kürzester Zeit in kleine Bäche und wir mussten das erste Mal unsere Regenjacke hervorholen. Seit Mai ist Regenzeit in Mittelamerika, daher ist der Regenfall nicht verwunderlich, für uns war es jedoch das erste Mal, seit Beginn unserer Reise vor einem Monat, dass wir Regen erwischt haben. (Und wie sich später herausstellte, wurde ab diesem Zeitpunkt die Regenjacke zu unserem treuen Begeleiter in Guatemala). Am selben Tag unserer Ankunft buchten wir eine Tour nach Tikal zu den Mayaruinen, aufgrund dieser wir in Flores waren.
Die Tikal Mayaruinen befinden sich mitten im Dschungel und sollen besonders beeindruckend sein, denn viele der Ruinen können bestiegen werden. Das wollten wir uns selbst anschauen und deshalb klingelte der Wecker am nächsten Morgen bereits um 03:45 Uhr. Noch etwas müde machten wir uns auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt und stiegen um 4:15 Uhr in den Bus ein, der uns in das knapp eineinhalb Stunden entfernte Tikal brachte. Kurz vor 06:00 Uhr trafen wir am Ticketschalter ein, der jedoch erst pünktlich um 6:00 Uhr öffnete. Nachdem wir alle unsere Eintrittstickets hatten, wurden wir in kleine Gruppen aufgeteilt und Ronaldo, unser Tourguide, führte uns die nächsten vier Stunden durch die Ruinen im Dschungel. Bereits nach kurzer Zeit sahen wir die Affen, wie sie geschickt in den Bäumen von Ast zu Ast schwingten und hörten die unverkennbaren Laute des Quetzal, die wir kurz danach aus den Baumkronen emporsteigen sahen. (Der Quetzal ist ein Vogel mit einem langen farbigen Schweif und das Nationaltier von Guatemala, daher stammt auch der Name der guatemalischen Währung, dem Quetzal). Das war der Lohn fürs Frühe aufstehen, dachten wir uns, als wir zufrieden weiter in Richtung Ruinen liefen. Die Mayaruinen selbst sind aus unserer Sicht nicht vergleichbar mit denjenigen, die wir in Mexiko besichtigt hatten, da diese hier mitten im Dschungel lagen und allein die Landschaft eine wahre Augenweide war. Aber auch die Grösse der Ruinen und die Höhe der Tempel waren beeindruckend. Tempel IV mit 65 Meter der Höchste, konnten wir hochgehen, um die spektakuläre Aussicht zu geniessen. Nach vielen weiteren Tempel und Ruinen neigte sich unsere Tour dem Ende zu. Als krönenden Abschluss hatten wir einen Tukan entdeckt, was uns besonders erfreute. Kurz danach begann es zu regnen, glücklicherweise waren wir nur noch wenige Minuten von dem Ausgang und dem trockenen Bus entfernt.
Am frühen Nachmittag kehrten wir mit dem Bus zurück. Den restlichen Tag verbrachten wir gemütlich in Flores und erkundigen die kleine Insel. Am nächsten Morgen fuhren wir bereits weiter nach Lanquin.
LANQUIN
Der Ausgangsort für die wunderschönen Naturpools im Nationalpark Semuc Champey. Wir haben uns für eine Unterkunft umgeben vom Dschungel und direkt am Fluss Lanquin entscheiden. Definitiv die richtige Wahl! Gemeinsam mit 12 weiteren Personen aus unserer Unterkunft ging es für uns am zweiten Tag nach Semuc Champey. Die Anreise war bereits das erste Highlight. Stehend auf der Ladefläche eines 4x4 Pick-up-Truck fuhren wir los, tiefer in den Dschungel, denn Sitzgelegenheiten gab es keine. Die Strassen sind holprig, steinig und nass, die Fahrt war ein reines Abenteuer. Insgesamt dauerte die Actionfahrt 45 Minuten und unser Fahrer schonte uns in keiner Weise, im Gegenteil, er überholte bei der geringsten Gelegenheit andere Autos, die vor uns waren. Teilweise kamen wir uns vor wie auf einer Achterbahn im Vergnügungspark!
Durchgeschüttelt, aber wohlauf am Ziel angekommen, marschierten wir zu Fuss, in Badekleidung und mit einem aufblasbaren Schwimmring unter dem Arm los zu einem zehn Minuten entfernten Wasserfall. Es war überraschend angenehm, für einmal in kühles Wasser zu springen und nicht in lauwarm bis warmes Wasser, wie wir es uns noch aus Mexiko gewohnt waren. Anschliessend setzten wir uns in die Schwimmringe und liessen uns mit dem Fluss nach unten treiben. Nach einigen Minuten sprangen einheimische Jugendliche ebenfalls in ihren Schwimmringen ins Wasser, um kühles Bier zu verkaufen, da wir noch einen langen Tag vor uns hatten, verzichteten wir jedoch auf das sehr kreative und verlockende Angebot. Nach rund einer halben Stunde beendeten wir die Flusstour und wir spazierten an Land zurück zum Ausgangspunkt. Die Schwimmringe tauschten wir gegen Kerzen ein, die wir brauchten für unsere nächste Aktivität – die Höhlenwanderung! Wir begaben uns während 40 Minute in die Höhle Kanba. Dank der Kerze hatten wir ein kleines Licht, das uns den Weg erleuchtete. Zum Teil war das Wasser nur knöcheltief, zum Teil knietief und manchmal mussten wir sogar schwimmen – eine ganz schöne Herausforderung, ohne dass die Kerze erlischt. In der Höhle konnten wir durch ein ungefähr ein Meter breites Loch in einen kleinen Wasserfall hinunterspringen und anschliessend durch einen anderen Wasserfall hindurchlaufen oder oben drüber klettern. Ein wirklich sehr spannendes Erlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird! Nach dem Mittagspicknick wanderten wir zu dem rund 45 Minuten entfernten Aussichtspunkt Semuc Champey. Hier sind die blauen Naturpools mitten im Dschungel von oben zu bestaunen – eine wahre Schönheit. Der Anstieg war aufgrund der extrem hohen Luftfeuchtigkeit von 90 % ziemlich anstrengend, aber definitiv lohnenswert. Zum Glück konnten wir uns im Anschluss in den glasklaren Naturpools abkühlen, bevor es für uns nach einem sehr erlebnisreichen Tag wieder zurück in die Unterkunft ging.
Am nächsten Tag hatten wir keine grossen Pläne, deshalb beschlossen wir vor dem Mittag die kleine Ortschaft Lanquin, die nur zehn Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt ist, zu erkunden. Wirklich willkommen fühlten wir uns leider nicht, viele Einheimische starren uns an, was uns ein ungutes Gefühl vermittelte, sodass wir uns nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg zur Unterkunft machten. Den Nachmittag genossen wir in der Hängematte in der Unterkunft, hörten den wunderschönen Geräuschen der Natur zu und lasen ein Buch - auch kein allzuschlechtes Programm. 😉
LAGO ATITLAN
Die Anfahrt zum Lago Atitlán zog sich extrem in die Länge, angegeben waren 8-10 Stunden, nach rund 12 Stunden, quer durch die Gebirge von Guatemala, kamen wir am Abend um 19:00 Uhr endlich in Panajachel am Lago Atitlán an. Glücklicherweise befand sich unser Hostel nur wenige Gehminuten von der Tankstelle entfernt, bei der wir abgesetzt wurden, sodass wir uns nach einem kleinen Abendessen rasch ins Bett legen konnten. Der Lago Atitlán wird in vielen Reiseblogs als eine Reise wert und wunderschön beschrieben. Es gibt viele kleine Dörfer rund um den See, die sehenswert sein sollen.
Am ersten Tag fuhren wir mit einem öffentlichen Boot nach San Marco, ein kleines Hippie-Dorf an der nördlichen Seeuferseite. Bereits während der Fahrt bemerkten wir, wie schmutzig der See war. Immer wieder durchquerte unser Boot ganze Müllteppiche mitten auf dem See. In San Marco ausgestiegen, flanierten wir durch die kleinen Gassen mit den verschiedenen Souveniershops, Touranbieter und einheimische Shops mit verschiedenen Kleidungen, Textilien oder Essen und Getränke. Alles war bunt, mit verschiedenen Mustern und hinterliess einen starken Eindruck von Hippe-Lifestyle. Am Mittag genossen wir ein leckeres Omelett direkt am See in einem kleinen Restaurant. Gestärkt begaben wir uns im Anschluss auf den Weg zum kleinen Nationalpark Cerro Tzankujil. Mit unseren Flipflops hatten wir bestimmt nicht das beste Schuhwerk dabei, trotzdem erreichten wir den rund 100 Meter erhöhten Aussichtspunkt mühelos. Oben angekommen fing es leider an zu regnen, deshalb war die Aussicht nicht ganz so toll. Zurück im Dorf stiegen wir ins nächste Boot ein, das uns zurück nach Panajachel brachte, wo wir den Abend gemütlich im Hostel ausklingen liessen.
Für die nächsten beiden Nächte haben wir uns eine Unterkunft auf der gegenüberliegenden Seite des Sees in San Pedro gebucht. Ein sehr verlockendes Angebot für nur CHF 10 pro Nacht. Das Angebot war wohl etwas zu günstig. Leider war das Hotelzimmer schimmlig, muffig, dreckig und das dazugehörige Badezimmer konnte aufgrund des Gestankes kaum genutzt werden. Wir platzierten somit unsere Rucksäcke im Hotel, packten unsere Regenjacken und unsere Wasserflaschen und spazierten in den Dorfkern. Denn uns war klar, freiwillig verbringen wir in dieser Unterkunft keine Minute mehr als wirklich notwendig! Da das Wetter am Lago Atitlán sehr wechselhaft und regnerisch war, blieb uns nur die Möglichkeit, den Nachmittag in Kaffees zu verbringen, denn der Kaffee, der direkt hier an den Hängen des Vulkans San Pedro angebaut wird, war wirklich sehr intensiv und lecker. Aufgrund der äusserst enttäuschenden Unterkunft entschieden wir uns, eine Nacht früher abzureisen und nach Antigua zu gehen. Gut konnten wir in unserer gebuchten Unterkunft in Antigua eine Nacht früher anreisen und ein Shuttle für den nächsten Tag war ebenfalls verfügbar. Nachdem wir alles für den nächsten Tag organisiert hatten und der Regen nachliess, machten wir uns zu Fuss auf in das nah gelegene San Juan. Ein ausserordentlich farbenfrohes Dorf, viele Wände und auch die Strassen sind bemalt, die einheimischen tragen die bunte traditionelle Kleidung und über mehreren Strassen hängen bunte Regenschirme oder Kleidungen in der Luft. Wir können uns vorstellen, dass bei Sonnenschein dieses kleine Dorf einen besonders schönen Charme ausstrahlt. Wir wärmten uns kurz in einem kleinen Restaurant mit Kaffee und Tee, der Dritte an diesem Tag, auf. Danach spazierten wir im Trockenen wieder zurück nach San Pedro. Nach einem gemütlichen Abendessen gingen wir gezwungener Massen zurück in unser Hotel. Nach ein paar wenigen Stunden Schlaf, eingepackt in unseren mitgebrachten Seidenschlafsäcken, wurden wir am nächsten Morgen vom langersehnten Shuttle pünktlich um 08:15 Uhr vor dem Hotel des Schreckens abgeholt. Hoffentlich haben wir somit die schlimmste Unterkunft auf unserer gesamten Reise bereits abgehakt.